Botulinumtoxin - vielseitige Anwendungen

Was ist Botulinumtoxin?

Das unter dem Präparatenamen Botox in der Schönheitsbranche bekannte Botulinumtoxin ist ein starkes Nervengift. Der Name stammt aus dem Lateinischen - botulus = Wurst und toxin = Gift. In stark verdünnter Form findet das Gift in der Medizin als Medikament z. B. bei Überaktivität von Muskeln Anwendung. Das Gift lässt Muskeln für eine bestimmte Zeit erschlaffen. Botulinumtoxin blockiert dabei die Übertragung vom ansteuernden Nerv auf den zugehörigen Muskel oder auf die Speicheldrüse, Schweißdrüse oder Tränendrüse. Andere Nervenfunktionen - wie das Fühlen oder Tasten - werden nicht beeinflusst.

Es existieren mehrere medizinische Präparate, die Botulinumtoxin enthalten und für die Behandlung beim Menschen zugelassen sind: unter anderem Botox®, Dysport®, Xeomin®, Vistabel® und Neurobloc®. Die Medikamente wirken dabei nicht dauerhaft, sondern abhängig von der Erkrankung mehrere Monate bis ein Jahr lang. Nach einer therapeutischen Injektion baut sich die Wirkung langsam auf und erreicht nach ca. 10 Tagen ihren Höhepunkt.

Neben der bekannten Faltenbehandlung hat Botulinumtoxin viele medizinische Anwendungen, die im folgenden kurz beschrieben werden.

Blepharospasmus - Lidkrampf - Ticstörungen

Der Blepharospasmus (Lidkrampf) äußert sich in einem unwillkürlichen Zusammenziehen der Augenschließmuskeln. Außenstehende nehmen dies als unkontrollierbares Blinzeln - meist beider Augen - wahr. Für die Patienten wird Sehen im Alltag oft zum Problem: Die Muskelstörung lässt Tätigkeiten wie das Lesen oder Autofahren kaum mehr zu. Manchmal können auch die Augenlider gar nicht mehr geöffnet werden.

Der Blepharospasmus stellt eine der häufigsten Indikationen für den Einsatz von Botulinumtoxin dar. Vor der Einführung von Botulinumtoxin standen lediglich wenig hilfreiche (Hypnose, Biofeedback, Akupunktur, Physiotherapie) und stellenweise belastende Therapiemaßnahmen (u. a. Operation) zur Verfügung. Andere medikamentöse Therapien führen nur bei einem Teil der Patienten zu einem Erfolg. Die Ergebnisse mit Injektionen von Botulinumtoxin sind bedeutend besser (gute Besserung in mehr als 90% der behandelten Fälle). Die Behandlung mit Botulinumtoxin gilt international als Therapie der Wahl.

Kauschwitzen - nach Speicheldrüsen-OP (Frey-Syndrom)

Das Kauschwitzen (Frey-Syndrom oder Synonyme: aurikulotemporales Syndrom, gustatorisches Schwitzen, gustatorische Hyperhidose) erhielt Anfang des letzten Jahrhunderts seinen Namen durch die polnische Neurologin Lucja Frey, die einen jungen Mann untersuchte, der aufgrund einer Schnittverletzung im Bereich der Ohrspeicheldrüse ein Schwitzen während des Verzehrs von jeglichen Speisen entwickelte, siehe auch:

In vielen Fällen lässt sich nach operativer Entfernung der Ohrspeicheldrüse durch den so genannten Jod Stärke-Test nach Minor ein Frey-Syndrom nachweisen. Das Syndrom ist neben dem bekannten Schwitzen auch durch weitere Symptome wie Hautrötung (gustatory flushing), Kribbeln, Schwellungsgefühl bis hin zum Hautbrennen gekennzeichnet. Nach Injektion von Botulinumtoxin wird die Fläche des betroffenen Hautareals vermindert. Dieser Effekt hält bis zu 12 Monate nach der Therapie an.

Hyperhidrosis - übermäßiges Schwitzen

Schwitzen ist eine wichtige Körperfunktion. Schweißbildung kühlt die Hautoberfläche ab und dient der Regulation der Körpertemperatur (Thermoregulation). Schweiß auf der Haut schützt unseren Körper vor Überhitzung. Bereits einzelne schweißtreibende Momente werden von vielen Menschen als unangenehm empfunden. Andere Menschen produzieren auch ohne Hitze sehr viel Schweiß. Diese generalisierte übermäßige oder lokal begrenzte Schweißproduktion nennt man Hyperhidrose. Hyperhidrose ist eine Krankheit, bei der Schweiß unabhängig von der Situation oder Umgebungstemperatur läuft und läuft.

Botulinumtoxin A, besser bekannt als Botox, wird in extrem verdünnter Form unter die zuvor desinfizierte Haut des gesamten hyperhidrotischen Areals gespritzt. Da diese Injektionsbehandlung an Händen und Füßen mitunter sehr schmerzhaft ist, ist die Gabe eines Anästhetikums zur Schmerzausschaltung notwendig. Unter den Achseln kann die Behandlung ohne Lokalanästhesie vorgenommen werden, da das Schmerzempfinden im Bereich der Achselhöhlen geringer ist. Hier reicht eine Vorbehandlung mit einer schmerzlindernden Creme aus.

Die Schweiß-Blockade hält 5 bis 9 Monate an. Im günstigsten Fall profitiert der Hyperhidrose-Patient sogar ein ganzes Jahr von einer Injektionsanwendung. Nach dieser Zeit haben sich die Nervenendigungen wieder regeneriert und die Schweißbildung tritt erneut auf. Eine Wiederholung der BotoxBehandlung steht an. Bei wiederholten Botox-Gaben kann sich die Wirkungsdauer deutlich verlängern.

Hypertrophe mimische Falten: Zornesfalte | Stirnfalte | Augenfalte

Von einem unkritischen Umgang außerhalb von Behandlungszentren raten wir allerdings ab. In der Hand des erfahrenen Anwenders ist die Behandlung mit Botulinumtoxin sicher und meistens sehr zufrieden stellend. Stirnfalten sind häufig nicht nur Zeichen von Hautalterung, sondern vor allem Ausdruck von Anspannung, Ablehnung und Zorn (sämtlich negativ assoziierte Gefühlsäußerungen), weshalb viele eine Behandlung wünschen um wieder so freundlich auszusehen, wie sie doch eigentlich sind.

Bei optimaler Therapie sieht das Gesicht nach der Therapie keineswegs erstarrt aus, sondern die Patienten sehen objektiv jünger, zufriedener, weniger ängstlich und weniger traurig aus. Falten, die als Folge einer Hautatrophie im höheren Alter oder bei Rauchern oder bei Langdauernder intensiver Sonneneinstrahlung entstehen, können nicht mit Botulinumtoxin behandelt werden. Hier bieten wir die Behandlung mit Füllstoffen an, die unter die Haut gespritzt werden. Die Gabe von Botulinumtoxin bei mimisch bedingten Falten erfolgt allerdings außerhalb der medizinischen Indikation. Die Behandlungskosten richten sich dann vor allem nach der verbrauchten Menge des Medikamentes.