Onkologisches Zentrum Nord (OZN)

Circa 3,2 Millionen Menschen werden in Europa jedes Jahr mit der Diagnose "Krebs" konfrontiert. Bedingt durch den demographischen Wandel wird die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit malignen Erkrankungen in der Bevölkerung in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen. Jeder Tumor, jeder Patient ist anders und es gibt vielfältige Formen von Krebserkrankungen, zahlreiche Behandlungsmethoden und Medikamente.

Im Medizinischen Klinik-Verbund Flensburg können mittlerweile alle Arten von Krebserkrankungen behandelt werden. Im Onkologischen Zentrum Nord sind wir fachlich eng mit den benachbarten Krankenhäusern in Schleswig, Husum, Niebüll, Westerland (Sylt) und den auf Krebserkrankungen ausgerichteten dänischen Krankenhäusern in Apenrade und Sonderburg (Dänemark) verbunden. Durch die enge Vernetzung der Spezialisten kann für jeden einzelnen Patienten die optimale Therapieform gefunden werden.

In Zentrum allerdings stehen immer der Patient und dessen Wille. Dieser spielt eine entscheidende Rolle in der Wahl der Mittel, denn Mediziner geben letztendlich eine Behandlungsempfehlung und müssen ihren Patienten gegenüber alle Möglichkeiten und Risiken offen darlegen. Bei Entscheidungsschwierigkeiten mit ethischer Komponente kann darüber hinaus am St. Franziskus-Hospital eine Ethische Fallbesprechung einberufen werden, an der ergänzend zu den Medizinern Seelsorger teilnehmen und bei einer Entscheidungsfindung helfen.
 
Ein elementares Instrument, die optimale individuelle Therapie für unsere Patienten zu ermitteln, ist die wöchentlich am St. Franziskus-Hospital und in der DIAKO stattfindende Tumorkonferenz, an der per Video-Liveschaltung auch die Kollegen aus Husum und Niebüll teilnehmen. Chemo, Strahlentherapie oder doch eine Operation? Die Experten sitzen zusammen und bringen das Für und Wider ihrer jeweiligen Möglichkeiten zur Sprache, bis gemeinsam ein Therapieplan erstellt werden kann. In den meisten Fällen wird eine kombinierte Behandlung durchgeführt. Eine wichtige Entscheidung ist ebenso, ob überhaupt behandelt oder nur noch palliativ, d.h. schmerzlindernd, gearbeitet werden kann.

Das Onkologische Zentrum Nord engagiert sich intensiv für eine Auseinandersetzung mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Nur so kann der Anspruch an die beste individuelle Behandlung für jeden an Krebs erkrankten Menschen aufrechterhalten und gefördert werden.

Prof. Dr. med. Angela Krackhardt
Chefärztin Medizinische Klinik I
Leitung Onkologisches Zentrum Nord

Klinische Studien

Trotz enormer Fortschritte in der Krebsbehandlung gibt es noch immer viele ungelöste Fragen. Neu entwickelte Behandlungsverfahren müssen ihre Vorteile gegenüber bisher üblichen Methoden "unter Beweis" stellen. Dazu müssen Studien mit vielen tausend Teilnehmern durchgeführt werden. Bevor neue Medikamente oder Behandlungsformen erstmals einem Menschen verabreicht werden dürfen, müssen sie gründlich im Labor an Zellkulturen oder Tieren erprobt werden.

Erst nach erfolgsversprechenden Ergebnissen startet eine klinische Studie, also eine Studie mit Patienten. Bis ein neues Medikament oder eine neue Kombination als wirksam anerkannt wird, vergehen nicht selten bis zu zehn Jahre.

Mit einer Teilnahme an einer Therapiestudie können Sie dazu beitragen, neue und bessere Behandlungsmethoden für sich und andere zu finden. Oft handelt es sich um Therapieoptimierungsstudien. Dabei werden bekannte Medikamente, deren positiver Effekt in Zusammenhang mit der Erkrankung bereits nachgewiesen wurde, und deren Nebenwirkungen bekannt sind, in neuen Kombinationen oder veränderten Dosierungen und Abläufen getestet.  Die Durchführung von klinischen Studien unterliegt strengen Regeln und Auflagen, das Wohl und der Schutz der Teilnehmer steht dabei immer im Vordergrund. Diese werden von unabhängigen Ethik-Kommissionen kontrolliert.

Es werden werden verschiedene Generationen von Studien unterschieden:

Phase-I-Studie

Phase-I-Studie

Das Medikament wird mit einer kleinen Gruppe von Teilnehmern überprüft. Ziel ist es herauszufinden, in welcher Dosis das Medikament verabreicht werden kann und welche Dosis maximal verwendet werden darf. Sind die Nebenwirkungen größer als der Nutzen, wird die Studie abgebrochen.

Phase-II-Studie

Phase-II-Studie

Wenn durch die Phase-I-Studie erste Erfahrungen mit einem Medikament vorliegen, baut die Phase-II-Studie darauf auf. Am Ende von Phase II wird dann der beste Dosisbereich für das zu prüfende Medikament festgelegt.

Phase-III-Studie

Phase-III-Studie

In dieser Phase muss ein Medikament zeigen, ob es wirkt - oder nicht. Diese Studienphase ist die letzte vor der Zulassung einer Therapie. Dementsprechend muss das Medikament an einer großen Zahl von Patienten getestet werden. Die Patienten werden sehr sorgfältig nach klar definierten Ein- und Ausschlusskriterien in solch eine Studie einbezogen. Die Teilnehmer werden meist zwei Gruppen zugeordnet ("randomisiert"). Gruppe 1 erhält die neue Therapie, Gruppe 2 die bislang übliche Standardtherapie. Erst durch diesen Vergleich zwischen alter und neuer Methode an einer bestimmten Mindestanzahl von Personen wird deutlich, wie gut eine neue Methode im Vergleich zur alten ist. Nach der Phase III entscheidet die zuständige Behörde, ob ein neues Arzneimittel auf dem Markt zugelassen wird oder nicht.
Phase III Studien liefern darüber hinaus zusätzliche Informationen zu den Nebenwirkungen. Pro Studie werden mehrere hundert, in bestimmten Fällen auch mehrere tausend Patienten eingeschlossen. Solche großen Studien erlauben es, die Wirkung und die Nebenwirkungen mit vergleichsweise großer Sicherheit zu bestimmen.

Phase-IV-Studie/Nicht-Interventionelle Studien

Phase-IV-Studie/Nicht-Interventionelle Studien

Nachdem ein Medikament zugelassen worden ist, kann es an einer großen Anzahl von Patienten weiter untersucht werden. So lassen sich auch seltenere Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die gleichzeitig eingenommen werden, entdecken.