HNO für Kinder

Der kleine Patient in der HNO-Heilkunde

HNO-Erkrankungen bei Kindern machen einen großen Teil der Tätigkeit des HNO-Arztes aus. Gleichwohl ist die Qualität der Erkrankungen glücklicherweise meistens nicht wirklich bedrohlich.  Dies zu unterscheiden ist wichtig, da eine nicht erkannte bakterielle Infektion zum Beispiel der Mittelohrräume durch die Nähe zum Hirn eine potentielle Gefahr darstellt.

Es sind besonders die chronischen Infekte, die uns beschäftigen. Das „Ohrenkind“ ist vielen Eltern ein Begriff, die sich mit immer wiederkehrenden Entzündungen von Mittelohr und Rachen ihrer Kinder beschäftigen müssen. Dies kann in eine zeitweilige Hörminderung durch Paukenergüsse münden, die akuten Schmerzen müssen dabei gar nicht so im Vordergrund stehen. Reicht die Behandlung der niedergelassenen Kollegen nicht aus, muss über die Belüftung des Mittelohrs mit einem Paukenröhrchen in Verbindung mit der Entfernung der kindlichen Polypen, der Adenotomie ggf. auch der Verkleinerung der Mandeln (Tonsillotomie), seltener der Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) nachgedacht werden.

Für alle Eltern ist die Vorstellung, ihr Kind operieren lassen zu müssen, schrecklich. Allerdings sollte man – nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten – die große Chance auch sehen, die diese kleinen, und letztlich für das Kind kaum belastenden, Eingriffe darstellen. Viele Eltern bedauern im Nachhinein, den Entschluss dazu nicht schon länger gefasst zu haben, da bei korrekter Indikation eine nahezu unmittelbare Heilung vom Leiden möglich ist.

Problematisch sind die Fälle einer anlagebedingten Veränderung der Mittelohrräume. Diese Kinder müssen wahrscheinlich über Jahre in HNO-ärztlicher Kontrolle bleiben. In diesen Fällen muss neben der Eindämmung der Infekte die Erhaltung der Hörfunktionen besonders berücksichtigt werden. Hören ist eine fundamentale Voraussetzung für die kognitive Entwicklung des Kindes. Hier darf es keine Kompromisse geben. Dies gilt umso mehr als die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten vielfältig sind. Die Komplexität dieses Problems erfordert unbedingt die Bündelung in der Hand des audiologisch ausgebildeten Fachmanns.

Polypenentfernung (Adenotomie)

Ein Teil des lymphatischen Systems und damit des Immunsystems sind die Adenoide, die besser unter dem Begriff Polypen bekannt sind. Besonders in den ersten Monaten des Lebens sind diese blumenkohlartigen Strukturen im Nasenrachenraum des Säuglings für die Immunstimulierung mitverantwortlich. Sie prägen den ersten Kontakt mit der Außenwelt und induzieren die ersten Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger, wenn der angeborene Schutz, den die Mutter noch mitgegben hat, langsam nachlässt. Schon bald aber werden diese Funktionen von anderen Schaltstellen des Immunsystems, dem Waldeyer’schen Rachenring übernommen. Zurück bleibt ein Gewebe, das im Laufe der Jahre immer kleiner wird und beim Erwachsenen im allgemeinen nicht mehr nachweisbar ist. Bei einem Teil der Kinder jedoch sammeln sich die von außen erworbenen Krankheitserreger in den Polypen und führen zu den ständigen Infekten, die vielen Eltern hinlänglich bekannt sind. Wie kleine Schwämme saugen die Polypen alles auf, was Kindergärten und Schulen zu bieten haben, und bilden damit ein unerschöpfliches Infektreservoir.

Mandelentfernung (Tonsillektomie)

Obwohl der Eingriff selbst relativ „klein“ ist (ca. 15 min unter Vollnarkose), ist der empfohlene stationäre Aufenthalt immer noch eine Woche. Dies ist deutlich länger als bei den meisten übrigen HNO-chirurgischen Eingriffen, hängt aber damit zusammen, dass durch die anatomische Nähe zu größeren Gefäßen eine relativ größere Nachblutungsgefahr als bei anderen Operationen besteht.

Auch neuere Operationsmethoden wie die Lasertonsillektomie (Mandelentfernung mit Laser) konnten nach wissenschaftlichen Auswertungen keine signifikante Verminderung des Risikos bewirken. Das Gleiche gilt für die postoperative Schmerzsymptomatik. Gleiches gilt für die Coblationstonsillektomie durch, die technisch auf dem Prinzip der Radiofrequenzchirurgie basiert, nur insgesamt eine geringere thermische Schädigung des angrenzenden Gewebes hervorruft.

Weil die genannten Methoden wissenschaftlich keinen Vorteil bieten und Kinder im Gegenteil mit Strom und thermischen Schäden durch Laser nicht unnötig belastet werden sollten führen wir die Mandelentfernung (Tonsillektomie) scharf in bewährter Technik aus. Im Anschluss nehmen wir uns die Zeit durch Kompression eine Blutstillung zu erreichen. Hierdurch ist der Einsatz einer bipolaren Kaustik nur noch minimal oder gar nicht notwendig und das Kind hat im Idealfall keinen Kontakt zu Strom und keinen thermischen Schaden erfahren. 

Schmerzkonzept für Kinder

Wenn Kinder in ein Krankenhaus müssen, entstehen oft Unsicherheiten und Ängste. Aus diesem Grund haben wir uns für das Dolores-Konzept entschieden, das Kinder darin unterstützt, Angst und Schmerzen im Krankenhaus zu minimieren.   

Im Mittelpunkt des Dolores-Konzepts steht die Stoffpuppe Schnobbl, die während des Krankenhausaufenthaltes ständiger Wegbegleiter ist. Die Eltern werden frühzeitig in das Konzept eingebunden, sodass das Abenteuer bereits zuhause beginnt. Während eines vorbereitenden Gespräches erhalten die Eltern Informationsmaterial, ein Buch und eine CD, die die Geschichte vom Schnobbl erzählt und die Zeit bis zur OP mit Zuversicht anreichert. Bei der Aufnahme erhalten die Kinder ihre eigene Schnobbl-Stoffpuppe, die sogar mit in den OP-Saal darf und da ist, wenn die Kinder wieder aus der Narkose aufwachen. Im Aufwachraum werden dem Kind die bereits bekannten Lieder bei gedämpftem, farbigem Lichtspiel leise vorgespielt.  Symbole aus der Geschichte tauchen im Franziskus immer wieder auf: U.a. in Form von Sternen, die der Schnobbl an den Wänden hinterlässt.

Das Dolores-Konzept stärkt das Vertrauen der Kinder, wodurch gleichzeitig der Heilungsprozess günstig beeinflusst werden kann.